Am Freitag erhielt Torben Schiffer den Notruf: Der Zeidlerverein Potsdam berichtete über eine Buche, die im Park Sansscouci umgestürzt war. Sie beherbergte ein wildes Bienenvolk, welches nun schutzlos am Boden lag, schon seit rund einer Woche! Wenige Fragen wurden noch abgeklärt, dann fiel schnell die Entscheidung: Wir fahren hin! Morgen! Schnell wurde der Wagen gepackt. Das wichtigste: die Motorsäge, ein Stülper und der Schleier. Am nächsten Tag bot sich nach rund 3 Stunden Fahrt ein Bild der Zerstörung und des Kampfes. Nach über eine Woche am Boden waren die Kräfte der Bienen am Ende. Wespen hatten bereits begonnen zu räubern. Zusammen mit den Potsdamer Zeidlern wurde das Bienenvolk dann in rund 5 Stunden gemeinsam geborgen. Anne Böhnke-Henrichs war mit vor Ort und schildert ihre Eindrücke: „Der riesige Schlosspark Sanssouci in Potsdam mit seinem alten Baumbestand beherbergt sicher so manches wilde Bienenvolk. Eins davon haben die Herbststürme letzte Woche obdachlos gemacht. Eine alte Buche war im Sturm umgestürzt, ihr geborstener Stamm offenbarte einen Schatz: eine große, stark propolisierte Baumhöhle mit zahlreichen glücklicherweise noch intakten Waben. Informiert und unterstützt vom Zeidlerverein Potsdam hat Torben eine mehrstündige Rettungsaktion unternommen und die Bienen samt Waben geborgen und in einen Korb umgesiedelt. Da ich in Potsdam wohne, konnte ich vor Ort dabei sein und will euch hier kurz davon berichten. Bis die Bienen bei Sonnenuntergang endlich in einen leeren Strohkorb umgesiedelt waren, sollte es mehrere Stunden dauern. Zunächst musste die Höhle mit einer Kettensäge freigelegt werden. Dann haben Torben und Volker vom Zeidlerverein inmitten des friedlichen, aber tausendfachen Bienengesumms in bewundernswerter Ruhe die Waben mit darauf sitzenden Bienentrauben geborgen und provisorisch im Bienenkorb abgelegt. Erstaunlich war, wie schnell die Bienen den Korb als passable neue Behausung akzeptierten, denn kaum lagen die ersten Wabenstücke im Korb, begannen sie zu sterzeln und so ihre Schwestern zu „rufen“. Für mich war es sehr faszinierend, ein Stück Baumhöhle mit tausenden Bienen in den Händen zu halten und die Tiere aus nächster Nähe zu beobachten: Ihre vielen unterschiedlichen Farben, manche Bienen fast schwarz, andere braun, wieder andere mit orangefarbenen Streifen. Und keine einzige Varroamilbe zu entdecken. Im nächsten Schritt hat Torben die Honigwaben mit Hölzern im Bienenkorb befestigt und die Bienen in ihr neues zu Hause einlogiert. Auch die Königin war darunter. Dann hieß es lange abwarten, damit möglichst viele Bienen zu ihrem Volk zurückfinden. Zuletzt wurden die Damen gut verpackt ins Auto geladen und an einen sicheren Ort gebracht. Nun heißt es abwarten, ob sich all die Mühen gelohnt haben und die Bienen trotz der Strapazen den Winter überstehen. Für mich war es ein sehr spannender Einblick in die wilde Bienenwelt und ich habe mich sehr gefreut, Torben und Thore vom Verein Beenature-save-the-bees mal persönlich zu treffen. Die imposante Baumhöhle mit ihrem großen, stark propolisierten Einflugloch soll, wenn alles gut geht, auf dem Bienenlehrpfad in Zingst ausgestellt werden." Soviel wie möglich wurde mitgenommen: das zerschmetterte Wabenwerk mit Honig, Brut und Pollen. Tote Bienen, Teile der stark propolisierten Baumhöhle, sowie der Mulm vom Boden der Höhle. Alles wird nun schnellstmöglich beprobt, sowohl hinsichtlich der Genetik, als auch auf alle gängigen Krankheiten hin untersucht, zusammen mit unserer beratenden Veterinärin Dr. med. vet. Iris Schäfer. Ein wahrer Schatz für unsere Forschungsarbeit! Währenddessen kommen die Bienen allmählich zur Ruhe, und fliegen sich bereits neu ein. Torben ist noch sehr angefasst von diesem Tag, muss die Eindrücke und Puzzleteile zunächst für sich sortieren, und möchte zu diesem Erlebnis und vielleicht auch schon zu ersten Ergebnissen noch einen eigenen Bericht verfassen. Tausend Dank an die Potsdamer Zeidler, welche diese gemeinsame Rettungsaktion erst möglich gemacht haben! Bildmaterial: Anne Böhnke-Henrichs (vielen herzlichen Dank!) Online-Zeitungsartikel Märkische Allgemeine
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Hoch im Norden, im Naturparadies der Ostsee-Halbinsel Zingst leben Martin Troelenberg und seine Lebensgefährtin Katharina Rudert. Dort betreiben die beiden in ihrer Freizeit seit einigen Jahren den Natur- und Imkerhof. Dieser blickt bereits auf mehrere Generationen Imkertradition zurück, und auch Martin ist mit den Bienen groß geworden. Ein Großteil der Halbinsel gehört zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft (drittgrößter Park in Deutschland); der Standort ist somit stark geprägt Naturschutz, Umweltbildung, Naturerlebnis und Tourismus. Martin und seine Familie sind vor Ort stark vernetzt mit Natur- und Umweltschützern, Ämtern, Bildungseinrichtungen, Vereinen und Tourismuseinrichtungen. Perfekte Bedingungen also, um die eigenen Themen voran zu bringen. Martin hat ganz viele Pläne, und der Beginn seiner Kooperation mit Beenature liegt in der Etablierung eines Bienen-Lehrpfades auf dem Hof. Dieser richtet sich an Kitas, Schulklassen, Familien, Imker und Naturfreunde. Der Lehrpfad umfasst bisher 10 Stationen, die stetig weiterentwickelt und ergänzt werden. In seinen Führungen zeigt Martin den Besuchern anschaulich das Leben der Honigbiene und auch ihre Nutzung in verschiedenen Formen. Von der Baumhöhle, über Körbe und Kisten, bis zum Schiffertree. Unser Verein hat Martin mit der Dauerleihgabe von 5 Schiffertrees, darunter ein Science-Tree, unterstützt. Darin werden Messungen vorgenommen, welche in die Datensammlung des Vereins mit einfließen. Das Besondere des Lehrpfades ist außerdem, dass dieser der erste seiner Art ist, denn er zeigt ALLE Facetten der Imkerei, auch die unschönen Seiten, welche in der Gesellschaft kaum bekannt sind. Die Brechung zahlreicher Tierrechte, der Stopp der Evolution, sowie die meist verharmloste Nahrungskonkurrenz zu den Wildbienen lassen hier und da auch schon mal Tränen bei den Besuchern fließen. Auch die Schüler Imker AG, die Martin in Kooperation betreibt, ist die erste, die sich neben dem konventionellen Imkern besonders dem Artenschutz widmet. Die Ausbildung erfolgt also vollumfänglich, ganz im Sinne des Beenature-Project. Der Bienenstand der AG wurde ebenfalls mit einem Schiffertree ausgestattet. "Natur schützen, heißt Natur verstehen ", nach diesem Leitspruch handeln Martin und Kathy auf dem Natur- und Imkerhof in Zingst. Diese Maxime wird auch bei der Entwicklung neuer Projekte mit einfließen, die noch anstehen. Wir halten Euch auf dem Laufenden. Zur website: https://www.natur-imkerhof-zingst.de/ In der Vergangenheit hat Beenature-Project seine Artenschutz-Projekte mit der aktiven Besiedlung von Schiffertrees® mit Honigbienen gestartet. Dazu haben wir natürliche Schwärme entweder am Boden in die Baumhöhlensimulationen einlaufen lassen, und die Behausungen anschließend im Baum installiert. Oder der Tree wurde zuerst in den Baum gezogen, und danach in luftiger Höhe über eine Rampe mit Bienen besiedelt. Beides hatte seine Vor- und Nachteile, je nach Standort und Situation vor Ort. Nun, auch Beenature-Project und sein Gründer Torben Schiffer entwickeln sich weiter. (Wir erinnern uns: Die Reise begann einst mit Klimadeckeln…) Möchte man Artenschutz betreiben, so soll die zu schützende Art ihren freien Willen weiterhin ausleben können, und gleichzeitig alle umgebenden Arten auf keinen Fall Nachteile erfahren. So sind wir dazu übergegangen, die Habitate der Natur lediglich zur Verfügung zu stellen, anzubieten, und nicht aufzudrängen. Die Zwangsbesiedlung stellt ebenfalls eine Manipulation dar, und in diesem Punkt wollen wir uns unbedingt von der Imkerei unterscheiden. Es darf einziehen, wer will, und dieses Detail macht den Schiffertree® erst zu einer wahren Wildtierbehausung, losgelöst vom gesetzlichen Rahmen der Bienenseuchenverordnung. Der Mensch nimmt das Bienenvolk nicht erst in Besitz, und wird damit auch nicht zu seinem Halter, mit allen damit verbundenen Verpflichtungen. Wir stellen die Behausung zur Verfügung, und jedes Tier, das dort freiwillig und selbstbestimmt einzieht, bleibt ein herrenloses Wildtier. Wilde Honigbienen, und auch andere Baumhöhlenbewohner, finden zielsicher die artgerechten Habitate in der Umgebung. Eine Zwangsbesiedlung ist nicht nötig. Hier das grandiose Zeitraffer-Video von drexeln.de, das den selbstbestimmten Einzug eines wilden Schwarmes zeigt, und welches wir freundlicherweise teilen dürfen. Vielen Dank an drexeln.de! Auch das Beziehungsgefüge zwischen den Arten vor Ort im jeweiligen Naturraum bleibt ungestört – zumindest durch die Artenschützer – wenn auf die Zwangsbesiedlung verzichtet wird. Die Bienenpopulation und damit ihre Dichte werden nicht künstlich vermehrt, bzw. verdichtet, wie es sonst der Fall wäre. Somit wird die mitunter dramatische Nahrungskonkurrenz zu den Wildbienen weitestgehend vermieden, bzw. bleibt im natürlichen Gleichgewicht.
Bleibt die Honigbiene ein Wildtier in ihrem selbstgewählten Habitat, so genießt sie außerdem den Schutz diverser Gesetze, welche ein Abschwefeln, Einfangen oder vermeintliches „Retten“ unter Strafe stellen. Zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen folgt ein weiterer ausführlicher Beitrag. Maßgeblich sind das BGB, das Bundesnaturschutzgesetz, sowie das AHL (Animal Health Law, EU). Der Kontakt kam über die Beenature-Ausbildung in artgerechter BienenERhaltung zustande. Baumpfleger Matthias ist Teilnehmer in unserem Onlinekurs, und berichtete über zahlreiche bewohnte Habitatbäume in Bremen. Zusammen mit seinem Kollegen Jakob, ebenfalls Baumpfleger und Profikletterer, zeigte er Torben Schiffer und Matthias Gust in diesem Herbst die Bäume, in welchen tatsächlich wildlebende Honigbienen leben. Mit dabei war auch Filmemacher Tim Böhme, welcher aktuell einen neuen Film über Beenature-Project und die aktuellen Entwicklungen erstellt. Soviel sei schon verraten: Es soll ein Kinofilm werden. Jakob zeigte uns zunächst die Seilzugangstechnik, mit welcher man in sehr hohe Bäume klettern kann, die mit normalen Leitern unerreichbar sind. Es kommt uns sehr entgegen, dass wir uns nun auch sicher in den oberen Etagen großer Bäume bewegen können. Nicht nur für die genaue Beobachtung von wilden Bienenvölkern, welche dort oben leben. Auch die Installation von Schiffertrees in Höhen von mindestens 10-15 Metern geben uns ein deutlich besseres Gefühl. Der Schutz der Bienen vor menschlichen Zugriffen erhöht sich damit um ein vielfaches. In den Bäumen erwartete uns dann der Einblick in mehrere natürlich gewachsene Baumhöhlen, allesamt bewohnt von wildlebenden Honigbienen in ihrem artgerechten Habitat. Es ist immer wieder überwältigend und macht uns Mut, zu sehen, wie die Natur stets aufs Neue ihren Weg findet. Wenn man sie lässt. Der Schutz der Habitate, der alten, und manchmal auch schon toten Bäume, ist Grundvoraussetzung für das Überleben der Baumhöhlenbewohner, der wilden Honigbienen, Fledermäuse, Hornissen, Vögel, Siebenschläfer etc... Und wo die Habitate fehlen, dort bieten wir sie an: Wildtierbehausungen, Baumhöhlensimulationen, Schiffertrees... viele Bezeichnungen für ein und dieselbe Sache, nämlich artgerechte Habitate.
Insgesamt 5 wilde Bienenvölker konnten wir in Bremen inspizieren. Sie werden natürlich in das Montoring des Bürgerwissenschaftsprojektes mit einfließen. Tausend Dank an Matthias und Jakob! |
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März 2023
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